Die Zürcher Kirchen waren in stetiger Umwandlung und wurden im Lauf der Zeit mehrmals zerstört, neugebaut und bis ins 20. Jahrhundert erweitert oder umgebaut. Gründe dafür sind Brände, Kriegszerstörung, Platzmangel oder konstruktive Mängel. Somit gehören diese Kirchen gleichzeitig zu den ältesten wie auch zu den jüngsten Kirchen Zürichs. Anhand archäologischer Ausgrabungen von Fundamenten konnte ihre geschichtliche Entwicklung untersucht werden. So wurden die Spuren der Zeit sichtbar gemacht, auf Plänen dargestellt und miteinander verglichen.
Die alten Kirchen weisen gewisse Ähnlichkeiten miteinander auf: hauptsächlich Massivbau mit längsrechteckigem Schiff (Hauptraum). Im hinteren Bereich des Schiffs befindet sich oft ein Vorbau als Eingang mit Treppe, die zur oberen Empore (Galerie) mit Orgel führt. Im vorderen Bereich befindet sich die Liturgiezone mit zentriertem Taufbecken/-stein und seitlicher Kanzel und anschliessend der Chorabschluss im Osten. Seitlich zum Chor befindet sich ein Nebenraum, die sogenannte Sakristei, die in der Regel über eine Treppe den Kirchturm erschliesst. Die Kirchen befinden sich auf erhöhtem Terrain neben oder auf dem alten Friedhof und sind nach Osten ausgerichtet.
Bei archäologischen Ausgrabungen an der Kirche St. Peter wurden Mauerreste aus der Römerzeit, aber auch alemannische Gräber aus dem 6. Jahrhundert gefunden.
Im 7. Jahrhundert wurde hier Zürichs erstes Gotteshaus errichtet. Die erste archäologisch gesicherte (vorromanische) Kirche stammt aus dem 8. Jahrhundert. 857 wurde die Kirche St. Peter erstmals in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen erwähnt.
Im 10. Jahrhundert wurde die Kirche frühromanisch mit rechteckigem Chor und neuer Sakristei ausgebaut.
Im 13. Jahrhundert wurde die bestehende Kirche vollständig abgerissen und durch eine spätromanische Chorturmkirche ersetzt, das Schiff mass etwas über 18 × 10 Meter mit einem quadratischen Chor.
In unregelmässigen Abständen wurde das Schiff nach Westen und Süden zu einer spätgotischen Kirche erweitert. Der Turm wurde 1368 erhöht und mit seiner ersten Uhr ergänzt.
1705/06 erfolgte der Neubau der Kirche St. Peter zur heute einzigen Barockkirche Zürichs als neuer Emporenhalle mit einer Tonnendecke im Mittelschiff.
1970–74 wurde die Kirche umfassend renoviert, die archäologischen Untersuchungen ausgeführt, die Kirchenbänke mit mobiler Bestuhlung ersetzt und die Fassadenmalerei von 1705 wiederhergestellt.
Bei archäologischen Ausgrabungen an der Alten Kirche Altstetten wurden 1941 der Mörtelunterboden und der Hypokaustenboden einer römischen Villa entdeckt.
Im 12. Jahrhundert wurde hier die erste romanische Wallfahrtskirche auf alten römischen Fundamenten gebaut und nahm deren Dimensionen mit einem halbkreisförmigen Chor im Osten auf.
Im 13. Jahrhundert wurde die zweite romanische Kirche gebaut. Das Schiff wurde zur jetzigen Grösse erweitert um einen neuen, rechteckigen Chor, eine Aufstufung und ein Lavabo.
1418 wurde die Kirche mit Schiff und ergänzender Sakristei neu gebaut. 1485 wurde im Chor das Vierecksterngewölbe eingebaut.
1842 wurde das Schiff um ein Joch verlängert und 1862 wurde der Friedhof nach Westen erweitert.
Während der archäologischen Aus-grabungen wurde die Alte Kirche 1941 zu ihrer ursprünglichen Grös-
se von 1418 rückgebaut, um ge-nügend Abstand zur Neuen Kirche Altstetten zu schaffen.
Die Kirche Höngg wurde nach 700 als kleine Privatkapelle eines Grundbesitzers erbaut.
Sie wird zum ersten Mal in der Urkunde zur Übertragung an das Kloster St. Gallen aus dem Jahr 870 erwähnt. 1359 wurde sie an das Kloster Wettingen verkauft.
Im 11. Jahrhundert wurden die alten Mauern des Kirchleins ersetzt und der Innenraum vergrössert. Der Raum wurde um einen halbkreisförmigen Chor erweitert.
Das Schiff wurde in zwei Etappen nach Westen erweitert, im 13. Jahrhundert und um 1446. Die zweite Erweiterung erfolgte beim Wiederaufbau nach dem Brand im Alten Zürichkrieg im Jahr 1443. Ein quadratischer Chor ersetzte den alten, runden Chor.
1703 wurde das Schiff nach Nor-den erweitert und dadurch eine asymmetrische Positionierung des Chors geschaffen. Die zwei Emporen wurden and den Langseiten des Schiffs eingebaut. 1896 wurde die Vorhalle im Westen gebaut.
Archäologische Untersuchungen wurden während der Renovation von 1960 ausgeführt.
Die erste Kapelle in Witikon wurde vor dem 10. Jahrhundert erbaut. Fundamente der saalartigen Kapelle und Hinweise auf einen früheren Friedhof wurden infolge von Ausgrabungen gefunden.
1270 wurde die Alte Kirche Witikon erstmals erwähnt. Eine Erweiterung ergänzte die romanische Kapelle um einen Chor von ca. 2,5 × 2,5 Metern Innenmass und einen Altar von 1,2 × 1,2 Metern. Die Ostmauer wurde zum Chorbogen umgebaut.
Südlich des Chors wurde ein kellerartiger, 2,4 × 1 Meter grosser Raum entdeckt. Er war mit menschlichen Knochen gefüllt, was auf die Existenz eines Friedhofs hindeutet.
1768 wurde der quadratische Chor durch einen grossen, rechteckigen Chorbau ersetzt.
1926 wurde die Kirche renoviert. 1939/40 wurde nördlich des Chores eine Sakristei angebaut. 1975 wurden archäologische Ausgrabungen ausgeführt.
Die gewöhnliche Orientierung einer Kirche ist in Längsrichtung. Die folgenden
beiden Querkirchen waren jedoch nicht immer so konzipiert; ihre
Ausrichtung wurde im Lauf der Zeit (sogar mehrmals) geändert.
1818 wurde die alte Kapelle in Albisrieden durch eine neue Kirche des Architekten Hans Conrad Stalder ersetzt.
1931 wurde sie vom Architekten Luis Hörion in eine Längskirche umgewandelt, um mehr Platz zu schaffen und die neue Orgel zu positionieren.
Mit dem Bau der Neuen Kirche Albisrieden 1951 wurde der Gottesdienst nun dort durchgeführt, worauf sich die Besucherzahlen in der Alten Kirche verringerten. 1975–77 wurde die Kirche vom Architekten Robert Georg Constam wieder umgebaut. Eine neue Orgel wurde auf die Empore gestellt, um einen flexiblen Raum ohne Kirchenbänke zu ermöglichen.
2010/11 wurde die Kirche zum dritten Mal umgebaut und in eine Querkirche zurückverwandelt. Die dritte und kleinste Orgel ersetzte die letzte, wodurch es möglich wurde, die Empore zu bestuhlen. Die Kirchenbänke ersetzten die Stühle.
Die Kirche Unterstrass wurde 1882 von den Architekten Paul Reber und Conrad Bär als Längskirche mit seitlichen Emporen und zentrierter Kanzel konzipiert. Der neugotische Stil kam in der sichtbaren Dachkonstruktion sowie der Ornamentierung von Stützen und Emporenbrüstung zum Ausdruck.
1962/63 wurde der Innenraum von den Architekten Max Schucan und Max Ziegler zu einer Querkirche umgestaltet. Dabei wurde die Liturgiezone mit Kanzel und Abendmahlstisch an die westliche Längsseite der Kirche versetzt und eine neue, hufeisenförmige Empore mit schlichten Stützen gebaut. Die Innenraumgestaltung wurde durch die Wand- und Deckenverkleidung möglichst schlicht gehalten, um die Aufmerksamkeit auf die Fenster zu lenken, die 1966 vom Glasmaler Franz Karl Opitz gestaltet wurden.
Die ergänzten Treppenhäuser am Ende des Baus sind auf den Umbau Ch. Conrads im Jahr 1910 zurückzuführen.
Hier eine Auswahl von Kirchen, die durch entfernte Möblierung flexibler genutzt werden können.
Bethaus Wiedikon (1702)
Alte Kirche Fluntern (1762)
Helferei-Kapelle (1860): Die Kapelle wird als Teil des Kulturzentrums genutzt.
Johanneskirche (1898)
Kirche Wipkingen (1908): Die Kirche wurde vorübergehend als Klima-Jugend-Zentrum und wird zukünftig für schulische Betreuung genutzt.
St. Jakob (1901): Die Kirche wird auch für Yogakurse und Lichtspektakel genutzt.